Die Story

Thermo-Recycling: «Wertvolle Rohstoffe aus dem Abfall»

Wenn Abfall nicht vermieden werden kann, muss er optimal verwertet werden. Neue Technologien und gemeinsame Lösungen setzen neue Masstäbe. Mit dem Thermo-Recycling wird ein bewährter thermischer Aufschluss des Abfalls mit einem neuen Aufbereitungsprozess kombiniert.

In der Schweiz gilt für Abfälle das 2-Säulen-Prinzip: die thermische und die stoffliche Verwertung. Das Leitbild des Bundesamtes für Umwelt definierte schon 1986, dass Entsorgungssysteme aus Abfällen nur zwei Arten von Stoffklassen, nämlich wiederverwertbare Stoffe und endlagerfähige Reststoffe produzieren. Mit einer Recyclingquote1  von rund 55% liegen die Schweizerinnen und Schweizer europaweit mit an der Spitze. Viele Produkte sind heute jedoch sog. Verbundwerkstoffe, diese werden bevorzugt thermisch verwertet.

Von 100 kg thermisch verwertetem Abfall verbleiben 23% in Form von Schlacke

Die thermische Verwertung ist sehr energieeffizient und die Emissionswerte unterliegen strengen Grenzwerten, trotzdem verbleiben von 100 kg Abfall rund 23% in Form von Schlacke, welche deponiert werden muss. Die Vorgaben des Bundes sehen hierfür eine Entsorgung im eigenen Land vor.2

Metalle in der Kehrichtschlacke

Schon seit vielen Jahren sind Bestrebungen im Gange, das Volumen der Schlacke zu minimieren. Dies begann mit der Abtrennung des groben Eisens und des Aluminiums vor dem Einbau in der Deponie.

Ab dem Jahr 2008 richtete sich der Fokus vermehrt auf die kleinen und kleinsten Metallteile in der Schlacke. Dabei stand nicht nur die Reduktion des Deponievolumens im Zentrum. Es ging v.a. auch um die direkte Wiederverwertung dieser Eisen- und Nichteisenmetalle in Form marktfähiger Produkte und die Vermeidung der Primärproduktion mit den damit verbundenen Umweltbelastungen.

Pioniere in der KEZO Hinwil machten im Jahr 2007 einen entscheidenden Schritt, indem sie den Schlackenaustrag nach dem Verbrennungsofen so modifizierten, dass die Schlacke nicht mehr mit Wasser gelöscht werden musste. Dieser «Trockenschlackenaustrag» lieferte trockene Schlacke, sämtliche Stoffe und Partikel bleiben in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Dem Konfektionieren der Schlacke nach Grösse, Gewicht, Farbe, Leitfähigkeit etc. waren keine Grenzen mehr gesetzt.

In enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Abfallwirtschaft, der Rohstoff- und der Recyclingindustrie sowie kantonalen und nationalen Umweltbehörden wurde durch die Stiftung ZAR ein Verfahren zur Aufbereitung dieser Trockenschlacke entwickelt und bei der KEZO mit Erfolg betrieben. Es gelang, Metalle bis zu einer Teilchengrösse von 0.2 mm mit hohem Wirkungsgrad und hoher Qualität zu separieren und wieder in den Materialkreislauf zurückzuführen.

Synergien nutzen

Im Kanton Zürich gibt es fünf Kehrichtverwertungsanlagen (KVA), die seit vielen Jahren eine gemeinsame Kapazitätsplanung vornehmen und eine enge Zusammenarbeit pflegen. 
Die ökologischen und ökonomischen Vorteile überzeugten die KVA, die Schlackenaufbereitung im Kanton gemeinsam anzustreben und statt mehrere kleine Anlagen eine grosse, gemeinsame Aufbereitungsanlage zu bauen. Dafür wurde 2013 durch die Aktionäre die ZAV Recycling AG gegründet:

Heute gehören zu den Aktionären ebenfalls die KEBAG AG, Zuchwil, SO (seit 27.11.2018) sowie die GEVAG, Trimmis, GR (seit 15.06.2021). 

Die gemeinsame Schlackenaufbereitungsanlage mit einer auf 200’000 Jahrestonnen ausgelegten Kapazität wurde 2016 in Betrieb genommen. Derzeit werden gut 100’000 Jahrestonnen Trockenschlacke aufbereitet.

Aktuelle Aktionärsstruktur

Quellen:
http://www.swissrecycling.ch/fileadmin/rd/pdf/wissen/Leistungsberichte/2017/Leistungsbericht_Swiss_Recycling_2017_WEB.pdf
2 Leitbild für die Schweizerische Abfallwirtschaft Nr. 51, Bern Juni 1986, BAFU